23.01.19: Nachruf auf Frau Dr. med. Dr. theol. h.c. Maria-Elisabeth Overdick-Gulden (1931-2019), Dame des Silvesterordens, Internistin, Kämpferin für den Lebensschutz

Dr. med. Dr. theol. h.c. Maria-Elisabeth Overdick-Gulden 1931 - 2019Frau Dr. Overdick-Gulden gehörte zum Urgestein der Lebensrechtsbewegung in Deutschland und war ein leuchtendes Beispiel für uns alle, die wir heute in diesem Feld tätig sind.

Von Paul Cullen, Erster Vorsitzender des Vereins „Ärzte für das Leben“

Münster, 23. Jan. 2019. Das erste Mal habe ich Frau Overdick-Gulden 2010 bei einem Treffen der „Ärzte für das Leben“ in Kloster Banz in Bayern kennengelernt. Als kompletter Neuling in der Szene hatte ich fast keine Ahnung von den Kämpfen, die sie und die anderen der ersten Stunde bereits ausgetragen hatten. An vielen Stellen wurde das Recht auf Leben immer wieder beschnitten. Auf die Straffreiheit der Abtreibung in der damaligen Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1976 folgten viele Anpassungen, bis zur heutigen Gesetzgebung nach der Wiedervereinigung im Jahr 1992.

Neben der Abtreibung kamen verschiedene andere Bedrohungen des Lebensrechts hinzu, etwa die vorgeburtliche Diagnostik und Selektion oder die faktische Freigabe des (auch ärztlich) assistierten Suizids im Jahr 2015. Es gab aber nicht nur Niederlagen. Das Embryonenschutzgesetz wäre 1990 ohne den Einfluss der Lebensrechtsbewegung in seiner – weltweit gesehen – relativ restriktiven Form nicht zur Stande gekommen, was auch die virulenten Angriffe erklärt, die heute noch von den Befürwortern der „Kultur des Todes“ auf dieses Gesetz geführt werden. Auch der Ausstieg der katholischen Beratungsstellen aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung im Jahr 2000 – gegen den erbitterten Widerstand vieler in der katholischen Hierarchie – kann als großer Erfolg der Lebensschutzbewegung angesehen werden. Am Ausfechten all dieser Konflikte hatte Maria Overdick-Gulden maßgeblichen Anteil.

Maria-Elisabeth Overdick-Gulden wurde 1931 im fränkischen Tauberbischofsheim geboren. Sie studierte Humanmedizin zunächst in Würzburg und dann in Freiburg, wo sie im Jahr 1957 ihr Staatsexamen ablegte und in der Humanmedizin promovierte. Danach war sie am Kreiskrankenhaus in Düren tätig, zuletzt als Oberärztin in der Abteilung für Innere Medizin.

In den 1960er Jahre reiste sie zudem zusammen mit Ihrem Mann, dem Architekten Franz Overdick nach Tansania, wo beide in der Entwicklungsarbeit tätig waren. Nach der Krankenhauszeit machte sie sich selbstständig und führte über viele Jahre in Düren eine Praxis als Internistin. 1986 übersiedelte Sie dann mit Ihrem Mann nach Trier, wo sie sich dem Studium der Philosophie und Theologie an der Universität und Theologischen Fakultät Trier widmete.

Maria Overdick-Gulden lebte stets aus ihrem tiefen katholischen Glauben heraus, was neben ihrem Beruf als Ärztin die Quelle ihres Engagements für den Lebensschutz war. Sie war nicht nur bei den „Ärzten für das Leben“ sondern auch bei der „Aktion Lebensrecht für Alle“ Mitglied, bei ALfA eine Zeitlang als Teil des Bundesvorstands. Sie war eine gefragte Rednerin und Verfasserin zahlreicher medizinisch, theologisch und philosophisch stets fundierter Texte.

Auch in Leserbriefen in der Laien- und Fachpresse machte sie immer wieder auf die Aushöhlung des Rechts auf Leben aufmerksam. Für Ihr Hauptwerk „Unbehindert und schön wie Apoll? Reflexionen zum Thema Behinderung“ (1998) wurde sie mit einem Doktor der Theologie honoris causa von der Universität Trier geehrt. Am 19. November 2007 hat Papst Benedikt XVI. Maria Overdick-Gulden für ihre Verdienste um die katholische Kirche mit dem Silvesterorden ausgezeichnet.

Maria Overdick-Gulden war aber keine blasse Theoretikerin. Sie arbeitete auch konkret als Beraterin für Frauen in Schwangerschaftskonflikten, und engagierte sich unermüdlich für die Belange behinderter Menschen. Auch als sie bereits gebrechlich war, nahm sie mehrere Male am Marsch für das Leben in Berlin teil, wo sie auch mehr als einmal trotz ihres hohen Alters Opfer von Farbbeutelattacken war.

Ihre Art war ruhig und zurückhaltend, doch von innerer Festigkeit und Unerschütterlichkeit geprägt. Nach einigen Jahren der Krankheit, die ihren Aktionsradius immer mehr einschränkten und nur mit der liebenden Fürsorge ihres Mannes zu bewältigen waren, ist Maria Overdick-Gulden am 14. Januar 2019 im Alter von 87 Jahren heim gegangen. Wir haben ihr viel zu verdanken.

Ar dheis Dé go raibh a h-anam dílis.

Zur Todesanzeige im Trierischen Volksfreund