20.05.19: Mensch 2.0: Vorsitzender der Ärzte für das Leben e.V. warnt vor Transhumanismus
Der Vorsitzende der „Ärzte für das Leben“, Professor Dr. med. Paul Cullen, hat eindringlich vor dem Transhumanismus gewarnt. Auf Einladung der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) und der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) sprach Cullen am 17.05.19 vor knapp 200 Zuhörern im VHS-Forum im Kanzler-Palais gegenüber der Stadtkirche von Fulda. Der Vortrag mit anschließender Diskussion stand unter dem Titel „Mensch 2.0 – Homo Perfectus? Von Retortenbabys, Mischwesen und Cyborgs“. Hierüber berichtete die Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V. in ihrem Newsletter vom 20.05.19.
Transhumanisten strebten danach, die „anthropologischen Grenzen des Menschen“ mit Hilfe der sogenannten GRIN-Technologien „zu überwinden“ und neue, „posthumane Wesen“ zu schaffen, erklärte Cullen dem Bericht zufolge. GRIN ist ein Akronym und steht für Genetik, Robotik, Informationstechnologie und Nanotechnologie. Im Transhumanismus, den Cullen als „Neoreligion“ bezeichnete, „die sich der Sprache der Wissenschaft bedient“, habe „der Mensch, wie wir ihn kennen, am Ende keinen Platz mehr“. Kurzfristige Ziele des Transhumanismus seien die Verlängerung der Lebenserwartung, die Steigerung der Intelligenz und die Überwindung der physischen und psychischen Grenzen des Menschen. Mittelfristig strebten Transhumanisten nach der Verschmelzung von Mensch und Maschine. Langfristig ginge es Transhumanisten gar um Unsterblichkeit.
Probleme bei Keimbahneingriffen
Im weiteren Verlauf seines Vortrags wandte sich der Labormediziner und Molekularbiologe auch aktuellen bioethischen Debatten zu, ob Menschen mittels der CRISPR/Cas-Technologie in die menschliche Keimbahn eingreifen sollten. Cullen, der einräumte, sich für den Mechanismus der Genscheren und ihre Effizienz („präziser, schneller, preiswerter“) durchaus zu begeistern, warnt dennoch eindringlich vor ihrem Einsatz beim Menschen. Seine Ablehnung begründete Cullen unter anderem mit der „Janusköpfigkeit der Genetik“. Zahlreiche genetische Mutationen hätten sowohl „positive wie negative Auswirkungen“.
So senke etwa eine Mutation des Gens APOE2 das Risiko für Morbus Alzheimer, erhöhe jedoch das Risiko für Fettstoffwechselstörungen. Andere Mutationen senkten hingegen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gingen dafür aber mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer einher. Da genetische Veränderungen der Keimbahn an alle nachfolgenden Generationen weitervererbt würden, käme ein Herumbasteln am genetischen Code des Menschen einem „Freilandversuch in der Zeit“ gleich. „Wir wissen schlicht nicht, was wir damit anstellen“, erklärte Cullen.
Ausführlich ging Cullen auch auf die Herstellung von Mensch-Tier-Wesen ein. Diese würden vor allem mit dem Ziel erzeugt, Fortschritte bei der Xenotransplantation zu machen. Eine Reihe von Forschern hoffe, in solchen Mischwesen Organe für die Transplantation beim Menschen reifen lassen zu können. Cullen lehnt das ab.
In den Mensch-Schwein-Mischembryonen, wie sie etwa der Spanier Juan Carlos Izpisúa Belmonte am Salk Institute für Biological Studies in La Jolla in US-Bundesstaat Kalifornien herstellt, erblickt der Vorsitzende der „Ärzte für das Leben“ eine schwere Verletzung der „Gattungswürde“ des Menschen. Die Unverfügbarkeit des Menschen, der als einziges Lebewesen in der Lage sei, Verantwortung für sich und seine natürlichen, geschichtlichen und kulturellen Lebensgrundlagen zu übernehmen, sei ein „vergessenes Menschenrecht“, so Cullen.