Der Deutsche Ethikrat legte dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung in einer einstimmig verabschiedeten Ad-hoc-Empfehlung am 29.09.17 eindringlich nahe, in der nun beginnenden neuen Legislaturperiode eine internationale Debatte über Keimbahninterventionen beim Menschen anzustoßen, um dafür möglichst bald global verbindliche Regularien zu schaffen.
Wie es in der Pressemitteilung dazu heißt, werfen die technischen Möglichkeiten des Genome-Editings komplexe und grundlegende ethische Fragen insbesondere dort auf, wo sie eingesetzt werden, um Veränderungen der menschlichen Keimbahn vorzunehmen. In jüngster Zeit sei die Forschung auf diesem besonders sensiblen Gebiet in manchen Staaten enorm schnell vorangetrieben worden. Weil hiermit jedoch nicht nur nationale, sondern auch Interessen der gesamten Menschheit berührt werden, bedarf es laut Ethikrat einer weitgespannten Diskussion und einer internationalen Regulierung.
Das langfristige Ziel des Einsatzes von Genome-Editing in der menschlichen Keimbahn besteht darin, Embryonen zu therapeutischen Zwecken genetisch zu verändern und somit Erkrankungsursachen in allen Zellen des Körpers zu beseitigen. Diese Veränderungen werden auch an potenzielle Nachkommen weitergegeben. „Die Tragweite derartiger genetischer Manipulationen beim Menschen ist erheblich. Wissenschaftliche Forschung, deren Ergebnisse derart grundlegende Auswirkungen auf das menschliche Selbstverständnis haben könnten, muss gesellschaftlich eingebettet sein. Sie ist keine interne Angelegenheit der wissenschaftlichen Gemeinschaft und auch keine Frage eines einzelnen Landes“, so der Deutsche Ethikrat.
Der Deutsche Ethikrat nennt in seiner Ad-hoc-Empfehlung einige der zahlreichen noch offenen Fragen und möglichen Konsequenzen systematischer Genom-Manipulationen beim Menschen. Er fordert politische Institutionen dazu auf, parallel zu den Diskursbemühungen seitens der Wissenschaftsgemeinschaft Wege zu finden und Verfahren einzuleiten, um das Thema intensiv, differenziert und vor allem weltweit unter Beteiligung aller relevanten gesellschaftlichen Gruppen zu erörtern und gebotene regulatorische Standards möglichst schnell und umfassend zu etablieren. Hierzu solle auf der Ebene der Vereinten Nationen beispielsweise eine vorbereitende internationale Konferenz durchgeführt werden, die global verbindliche Regularien oder völkerrechtlichen Konventionen diskutieren könnte.
Weitere Informationen:
Keimbahneingriffe am menschlichen Embryo: Deutscher Ethikrat fordert globalen politischen Diskurs und internationale Regulierung
Ad-hoc-Empfehlung Deutscher Ethikrat, 29.09.17
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