02.08.19, ergänzt am 07.08.19: Zur Organzüchtung: Japanischer Forscher erhält erstmals Genehmigung zur Züchtung von Mensch-Tier-Mischwesen bis zur Geburt

Flagge JapanDer Forscher Hiromitsu Nakauchi hat in Japan Medienberichten zufolge erstmals die Genehmigung bekommen, Mischwesen aus Tier und Mensch zu erzeugen und bis zur Geburt heranreifen zu lassen. In den meisten anderen Staaten ist das bislang verboten. Mit derlei Versuchen soll es einmal möglich werden, Organe zu Transplantationszwecken heranzuzüchten. So soll der Mangel an Spenderorganen behoben werden.

In Deutschland stieß die Genehmigung auf scharfe Kritik aber auch Zustimmung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verurteilte gegenüber Spiegel Online das Vorhaben als „ethischen Megaverstoß“. Lauterbach legte kürzlich mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen Gesetzentwurf zur Einführung der Widerspruchsregelung bei Organspenden vor.

Auch der Ethiker Axel W. Bauer kritisierte die Versuche in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Er verwies darauf, dass für jeden einzelnen Patienten, der etwa ein Herz benötige, immer auch ein Tier getötet werden müsste.

Der Ethikrat-Vorsitzende Peter Dabrock hält die Experimente dagegen für vertretbar. Er gab zu bedenken, dass die Versuche langfristig die Perspektive bieten, „die Organknappheit zu bekämpfen oder ganz auf die klassische Organspende zu verzichten, über die ja auch aus ethischen Gründen gestritten wird.“

Der Vorsitzende der Ärzte für das Leben e.V. Prof. Dr. Paul Cullen bezeichnete in einem Interview mit der „Tagespost“ vom 07.08.19 die geplanten Experimente des Japaners Hiromitsu Nakauchi als ein Angriff auf die Gattungswürde des Menschen.

Chimären-Experimente mit menschlichen Stammzellen in Affen-Embryonen

Kurz nach den bekanntgewordenen geplanten Chimären-Experimenten in Japan sorgte ein spanischer Forscher für Aufsehen. Er erforscht mit chinesischen Kollegen spanischen Medienberichten zufolge die Entwicklung menschlicher Stammzellen in Affen-Embryonen.

Die Forschungen macht er dazu in China, denn in Spanien wäre sein Projekt verboten. Als langfristiges Ziel wollen auch diese Wissenschaftler in Tierembryonen einzelne menschliche Organe züchten, um diese dann zu entnehmen und Patienten zu transplantieren.

Mehr in den folgenden Artikeln.

Weitere Informationen:

Mischwesen aus Mensch und Tier: Das gab es noch nie
Ein japanischer Forscher darf Mischwesen aus Tier und Mensch erzeugen und bis zur Geburt heranreifen lassen. Kritiker wittern einen „ethischen Megaverstoß“. Was wirklich dahintersteckt.
SPIEGEL Online 31.07.19

Japanische Wissenschaftler dürfen menschliche Organe in Tieren züchten
AERZTEBLATT.DE 31.07.19

Japan erlaubt Chimären-Experimente für Organzucht
Ein paar menschliche Stammzellen ins Schweineembryo spritzen und am Ende Organe für die Transplantation ernten? Ob das funktioniert, darf nun getestet werden.
TAGESSPIEGEL 31.07.19

Debatte über Mensch-Tier-Chimären: „Ein klarer ethischer Megaverstoß“
Japan will die Geburt genetisch manipulierter Mischwesen aus Mensch und Tier erlauben, um Spenderorgane für Menschen zu gewinnen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht darin einen Tabubruch.
SPIEGEL Online 31.07.19

„Ich kann verstehen, dass sich die Leute gruseln“
Bald könnten Chimären aus Tier und Mensch geboren werden. Der Chef des Deutschen Ethikrats über die Versuche und darüber, warum wir so schnell moralisch verurteilen – obwohl die Artgrenzen schon länger überschritten werden.
SPIEGEL Online 01.08.19

Ethiker halten Mischwesenexperimente für vertretbar
AERZTEBLATT.DE 01.08.19

„Aus Gründen des Tierschutzes sehr bedenklich“
Die Versuche japanischer Forscher, Mischwesen aus Mensch und Tier als Organspender zu züchten, machten die Tiere zu „Organersatzteillagern“ des Menschen, sagte Ethiker Axel W. Bauer im Dlf.
Axel W. Bauer im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann
DEUTSCHLANDFUNK 02.08.19

„Absolute Horrorvision“
Die geplanten Experimente des Japaners Hiromitsu Nakauchi sind ein Angriff auf die Gattungswürde des Menschen, meint der Labormediziner und Molekularbiologe Paul Cullen.
DIE TAGESPOST 07.08.19

Mensch-Affe-Mischwesen in China gezüchtet
Ein spanischer Forscher hat mit Kollegen in China menschliche Stammzellen in Affenembryos geschleust, um Unterschiede in der Hirnentwicklung zu studieren.
TAGESSPIEGEL 05.08.19

Experimente in China: Chimären aus Mensch und Affe?
SUEDDEUTSCHE.DE 06.08.19

Mischwesen: Jenseits der Grenzen zwischen Mensch und Tier
Ein spanischer Wissenschaftler testet die Entwicklung menschlicher Stammzellen in Affen-Embryonen. Er forscht in China, denn in Spanien wäre sein Projekt verboten.
FRANKFURTER RUNDSCHAU 06.08.19

ÄfdL-Themenrubrik Chimären und Mischwesen