Buch-Rezension: Neun Monate bis zur Geburt

Michael Kiworr: Neun Monate bis zur Geburt.Michael Kiworr ist Frauenarzt und Spezialist für Geburtsmedizin, dazu Theologe. Mit diesem Buch zeigt er in Text und Bild den derzeitigen Erkenntnisstand über die Entwicklung des Menschen von der Zeugung bis zur Geburt auf.

Mehr noch, er zeigt, dass diese Entwicklung auch nach der Geburt weitergeht und Teil eines noch größeren Kontinuums ist, das erst mit dem Tod endet. Damit widerlegt das Buch, all jene, die meinen, einzelne Entwicklungsstadien mit Phasen gleichsetzen zu können, in denen der Mensch noch keiner oder schon nicht mehr einer sei. Früher mögen solche Vorstellungen eine gewisse Berechtigung gehabt haben, beim heutigen Stand der Wissenschaft sind solche Positionen jedoch einfach unredlich.

Kiworrs Buch besteht aus drei Komponenten, die für drei, teilweise unterschiedliche Lesergruppen interessant sein dürften. Für jene, die sich für Humanbiologie interessieren, dürften die Erkenntnisse über die Entwicklung des Embryos und des Fötus bis zur Geburt überaus aufschlussreich sein. Ganz wichtig ist hier die Erkenntnis, dass das ungeborene Kind bereits ab der 5. Lebenswoche Schmerzen empfinden kann, oder dass es bereits in der allerfrühesten Lebensphasen zu einer Organisation des Embryos entlang verschiedener Achsen (vorne, hinten, oben, unten) kommt, und dass es von Anfang an eine Kommunikation auf molekularer Ebene zwischen Mutter und Kind gibt. Zu dieser ersten Lesergruppe gehören Studenten der Medizin oder benachbarter Fächer, Hebammenschüler oder auch Schüler mit Leistungskurs Biologie.

Für Mütter und Väter „in froher Erwartung“

Interessant dürfte das Werk ferner für Mütter und Väter „in froher Erwartung“ sein, die sich über die Entwicklung ihres Kindes informieren möchten. In vielen Fällen werden heute vor der Geburt regelmäßige Ultraschalluntersuchungen gemacht, teilweise mit hochauflösenden dreidimensionalen Bildern. Das Buch hilft Eltern, diese Bilder zu interpretieren und einzusortieren und kann so – insbesondere für den Vater, wie der Rezensent aus eigener Erfahrung weiß – die Gelegenheit bieten, bereits vor der Geburt eine Beziehung zum Kind aufzubauen. Das Buch bietet dazu auch einen guten Überblick über wichtige Vorsorgemaßnahmen während der Schwangerschaft und ist eine Ermutigung für zweifelnde Eltern, Kinder mit einer möglichen Behinderung doch auszutragen.

Schließlich ist das Buch für Menschen interessant, die sich mit Fragen des Lebensrechts befassen, sei es aus ethischer, medizinischer oder juristischer Sicht. Wie so oft, besteht hier die Gefahr, dass die Leser, die dieses Buch lesen, die Argumente schon kennen und sind mit ihnen einverstanden, während, diejenigen, die sich mit solchen Argumenten sich auseinander setzen müssten, das Buch gar nicht erst lesen. Trotzdem ist es wichtig, die Argumente noch einmal zusammenzutragen und in einem solchen informativen Rahmen zu präsentieren.

Das Buch ist durchweg gut verständlich geschrieben. Es ist nicht zu lang und lässt sich in wenigen Stunden lesen. Fachbegriffe werden (meist) gut erklärt und ausreichende Quellen angegeben. Durch die Verwendung von zweidimensionalen Barcodes (quick response- oder QR-Codes) können weiterführende Information aus dem Internet zu verschiedenen Themen wie Ernährung/Stillen, Medikamente in der Schwangerschaft oder Down-Syndrom abgerufen werden. Erfreulicherweise ist das Buch vom Preis her erschwinglich, was anhand des umfangreichen Bildmaterials keinesfalls selbstverständlich ist. Besonders für junge Menschen, die sich vielleicht mit Fragen der Schwangerschaft aktuelle konfrontiert sehen, dürfte dieses Buch eine wertvolle Hilfe sein. Eine klare Kaufempfehlung!

Professor Dr. med. Paul Cullen

Michael Kiworr: Neun Monate bis zur Geburt. Bernardus-Verlag, Mainz 2016. 192 Seiten mit 72 Farbildern und -tafeln sowie etlichen QR-Codes. ISBN: 978-3-8107-0251-7, 14,80 EUR.

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