26.03.21: Rund 100.000: Zahl der Abtreibungen im Jahr 2020 leicht zurückgegangen
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im Jahr 2020 mit rund 100.000 gemeldeten Fällen mit einem Minus von 0,9 Prozent leicht gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Konkret waren es 99.948 Abtreibungen in 2020 gegenüber 100.893 im Jahr 2019.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 24.03.21 mitteilte, waren sieben von zehn Frauen d.h. 71 Prozent, die 2020 eine Abtreibung durchführen ließen, zwischen 18 und 34 Jahren alt und rund 19 Prozent waren im Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Rund acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent waren jünger als 18 Jahre. Rund 41 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.
Laut Destatis wurden 96 Prozent der im Jahr 2020 gemeldeten Abtreibungen nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in vier Prozent der Fälle die Begründung für eine Abtreibung. Die meisten, d.h. 55 Prozent wurden mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei 29 Prozent wurde das Mittel Mifegyne® verwendet. Die vorgeburtlichen Kindstötungen erfolgten überwiegend ambulant – rund 81 Prozent in gynäkologischen Praxen und 16 Prozent ambulant im Krankenhaus.
Im 4. Quartal 2020 wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge rund 24.200 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Das waren 0,6 Prozent weniger als im 4. Quartal 2019.
BVL: Behauptungen, die von einer angeblichen Abtreibungs-Unterversorgung sprechen, als Lügen entlarvt
Der Bundesverband Lebensrecht (BVL) erläuterte Hintergründe zu den aktuellen Abtreibungszahlen.
„Die nach wie vor hohen registrierten Abtreibungszahlen für 2020 (etwa 945 Abtreibungen weniger als 2019) sind kein Grund zur Beruhigung, ganz im Gegenteil. Zunächst zeigen diese Zahlen, dass es in ganz Deutschland offenbar keine Schwierigkeiten gibt, eine Abtreibung zu bekommen. Behauptungen, die wie bei einem medizinischen Notfall von einer angeblichen Abtreibungs-„Unterversorgung“ sprechen, sind schon allein durch die Zahlen als Lügen entlarvt“, erklärte die BVL-Vorsitzende Alexandra Maria Linder in einer Pressemitteilung.
Die sinkenden Abtreibungszahlen bei jungen Frauen unter 25 seien zum Teil, wie auch in der Statistik-Erläuterung aufgeführt wird, auf die massiv sinkende Zahl der Frauen dieser Alterskohorten zurückzuführen: Im Vergleich zu 2010 gibt es zwischen 8 und 13 Prozent weniger junge Frauen von 15 bis 24 Jahren. „Im Zeitraum von 1996 bis 2005 sind in Deutschland über 500.000 Mädchen abgetrieben worden, die jetzt dieses Alter hätten – diese demographische Analyse belegt eine alarmierende Entwicklung, die aber von niemandem aufgegriffen oder für bedenkenswert erachtet wird“, so Linder.
„Die Statistik zeigt, worauf Experten seit Jahrzehnten hinweisen, jedes Jahr aufs Neue: Eine gesetzliche Regelung, mit der Abtreibung eine Ausnahme bleiben sollte und vor allem für extreme Notfälle wie Lebensgefahr der Mutter (aufgrund medizinischer Fortschritte äußerst selten), Vergewaltigung (2020: 29 Fälle) und Nicht-Lebensfähigkeit des Kindes (2020: 3.809 Fälle) vorgesehen war – wobei die medizinische Indikation auch bei gut behandelbaren Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, Klumpfüßen, verkürzten Fingern oder bei Down-Syndrom-Kindern (9 von 10 Kinder sterben vor der Geburt durch Abtreibung) bis zur Geburt möglich ist – finden 96,2 Prozent der statistisch erfassten Abtreibungen aus anderen Gründen statt“, erklärte Linder.
Wer Abtreibung weiter legalisieren will, lasse Frauen und Kinder im Stich, riskiere die Gesundheit von Frauen und wolle höhere Abtreibungszahlen. „Denn in keinem Staat der Welt sinken die Zahlen nach der Legalisierung. Die angeblich bei illegalen Abtreibungen sterbenden Frauen werden als prozentual geschätzter Anteil an der jeweiligen Müttersterblichkeit hochgerechnet und ideologisch mit Kleiderbügeln stilisiert. In Länder, in denen Abtreibung verboten ist, schicken internationale Organisationen die Abtreibungspille, lassen die Frauen mit ihrer Situation und möglichen gesundheitlichen Folgen ohne ärztliche oder sonstige Unterstützung allein und verkaufen das als Hilfe“, erklärte die BVL-Vorsitzende. Frauen könne man mit solchem Vorgehen aber weder helfen noch retten oder fördern, Abtreibungszahlen nicht senken und Kinder nicht schützen.
„Der Staat ist hier gefordert, seiner verfassungsgemäßen Schutzpflicht für jeden Menschen, die Kinder wie die Frauen, nachzukommen“, so Linder abschließend.
Ergänzende Informationen:
ÄfdL-Fachinformationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch / Abtreibung